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Selber schuld, wer nicht dabei war!

 

So geht‘s eben: «Les absents ont toujours tort…» - Abwesende haben immer Unrecht! Tatsächlich war die Käsefahrt zu Freund Bernard Antony, dem berühmtesten Käsemeister Frankreichs - und erst noch im nahen Elsass - ein wunderschönes Erlebnis von A bis Z. Respektive von bewölktem Himmel bis zum strahlend heiteren Ausklang bei Roger in Lutter.

Aber der Reihe nach: Peter Dalcher hatte ein paar Mal sein Training im Indoor-Cycling als Fahrt nach Alt-Pfirt simuliert, das französisch eben Vieux-Ferrette heisst. Das gab mir die Idee, doch mit den Indoor-Cyclern den «Salon» zu wechseln und auf die hügelige Strasse nach Pfirt (Ferrette) zu wechseln. Mit dem wirkungsvollen Köder winkte ich mit einer Käseplatte aus den Kellern des liebenswürdig-spitzbübischen Bernard Antony. Er ist mir seit meiner Präsidentschafts-Zeit als Gründer des «Vereins Elsass-Freunde Basel - Les Amis de l’Alsace Bâle» und als Pressesprecher des elsässischen Freilichtmuseums «Ecomusée d’Alsace» in der Periode von Marc Grodwohl bekannt. Meine Artikel in den deutschsprachigen Medien machten den «Sundgauer Käskönig» auch in Basel bekannt - noch bevor «-minu» ihn zu seinem «Tout Bâle» zählte. (Aber das ist eine andere, und nicht minder sympathische Geschichte!) Ich hatte also einen Stein im Käsebrett Antonys. Sowieso, als ich ihm ein paar Monate vor unserem Ausflug die Rede bei der Verleihung des «Walter Scheel»-Ordens verfasste. Antony kann sehr charmant auf Französisch Reden schwingen, aber auf Deutsch gelingt ihm das nicht, zumal nicht schriftlich. Also spendete ich mein «Honorar» den Indoor-Cyclern vom Fitness Mühlematt, das allein in der Zusicherung des Empfangs des weltberühmten Käsemeisters bestand.

Weltberühmt ist eben keine Übertreibung: Unterhalb von Vieux-Ferrette ist ein Helikopter-Landeplatz ausgespart, wo allmonatlich ein Helikopter-Taxi von Paris einfliegt, um Antonys Käse für einen seiner intimen Freunde abzuholen. Auch Prinz Charles von England gehört zu seinen Kunden. Prinz Charles hat sich übrigens für Antony persönlich eingesetzt, als die EU mit widersinnigen Hygienevorschriften der grossen französischen Käsekunst den Garaus machen wollte. Nebst Otto von Habsburg, dem Abkömmling des letzten habsburgischen Kaisers und verdienter Europa-Politiker, gehört auch Prinz Albert von Monaco zu Antonys Freundes- und Kunden-Kreis. Und nun auch die 16 Wackeren aus dem Fitness Mühlematt Oberwil. Wow!!!

Doch zurück zu unserer Fahrt: Vielleicht hätten sich doch noch mehr Velo-Cyclisten angemeldet, wenn mir nicht zuvor am 1. Mai ein schwerer Unfall geschehen wäre. Ich konnte mich für die Organisation und Bewerbung des Ausflugs aber auf Peter Dalcher stützen. Übrigens geschah mein Unfall zu Fuss, als ich über einen «Elefanten-Fuss» der provisorisch hergerichteten Baustelle vor der Einfahrt zur Notfallstation des Unispitals stolperte: Radius-Bruch an der linken Hand, Zungenbiss (musste genäht werden), Zahnplombe kaputt, Gehirnerschütterung, Rippenbruch, Zehenfraktur - damit nicht genug: Nach unserem Velo-Ausflug, den ich nur per Auto mitmachen konnte, wurde eine zweite Operation nötig, weil die Handnerven zu streiken begannen. 10 Tage Spital und während der ersten zwei Monate täglich bis zu drei Therapien… Also: hier sei ganz speziell Peter Dalcher für sein Engagement gedankt. Er hat mir übrigens gezeigt, wie ich von nun an den Lenker halten um gleichwohl wieder im «Spinning» teilnehmen zu können. Funktioniert…

Zurück zur Ausfahrt, die bei ziemlich bewölktem Himmel und leicht nieselndem und kaltem Regen begann. Einige hatten warme Jacken und Regenschutz an. Doch nicht lange, so ab Hagenthal begann der Himmel von seiner blausten Seite zu lächeln. Das zum Notfall-Fahrzeug mit Velo-Gepäckträger und Erste-Hilfe-Koffer ausgerüstete Begleitfahrzeug wurde jeweils an den Zwischenstationen zur Garderobe. Sowieso hatten alle Teilnehmer Wechselwäsche dabei, um dann im Käskeller bei Antony etwas frisch, also «comme il faut» gekleidet zu sein. Schön auch, dass Imad mitkommen konnte - allerdings als Auto-Passagier.

Wir machten auf Vorschlag von unserer Trainerin Brigitte zwei Gruppen: eine mit den «Speedies» und eine zweite mit den «Blüemlern». Letztere heissen bei den «Speedies» so, weil die «so langsam sind, dass sie jedes Blüemli am Wegrand angucken können»… Oje, Brigitte: Da hattest Du die Rechnung nicht mit Liliane, der Frau von Peter, gemacht. Sie hatte zwar kurz zuvor Probleme an ihrem «Gestell», aber sie hielt wacker und nicht minder «speedy» durch…

Als ich als erster, eben motorisiert, bei Bernari (so nennt man ihn auf Elsässisch) eintraf, war er etwas besorgt, ob denn die Velofahrer unseres Fitness-Centers es problemlos bis zu ihm hinauf schaffen würden. Zu ihm kommt man nämlich mit dem Cadillac, dem RollsRoyce, vielleicht noch mit dem Maserati, aber nicht mit dem Velo… Da hatte er sich gründlich getäuscht: Die Gruppe kam vollzählig an. Bernari meinte, dass man vor seinem Käskeller die Velos nicht abzuschliessen brauche; die Alt-Pfirter seien die Ehrlichsten im Elsass. Und tatsächlich waren nach dem Essen alle Velos noch vorhanden, zumal sowieso keiner der Teilnehmer an ein Kettenschloss dachte…

Ja, dann war der Käsekeller höchstpersönlich vom Maître wunderschön hergerichtet. Sein «Sundgauer Käskeller» ist ja keine Beiz, sondern ein Degustations-Raum, weswegen man da nicht einfach eintrudeln kann, sondern nur auf Vornameldung. Seine stets lange im Voraus ausgebuchten witzig und fachkundig präsentierten «cérémonies de fromage» leitet er selber in schönstem Sundgauer Dialekt. Er ist übrigens nicht «Käser», also Hersteller von Käse, sondern «Affineur». Das ist in Frankreich einer, der ausgelesene Käse aus den berühmtesten Käseregionen Frankreichs im halbreifen Zustand kommen lässt und in seinem Käsekeller nach allen Regeln der Kunst so reifen lässt, dass sie einem nach dem Kauf am Mittag schon am Abend zur Begrüssung und entsprechend lecker parfümiert entgegenlaufen. (Nicht wie die pasteurisierten Fabrik-Käse aus der Migros…).

An den beiden festlich hergerichteten Tischen, an die unsere Cycler sich gesetzt hatten, herrschte eine fröhliche Stimmung, die noch von den jeweils zu den verschiedenen Käsen passenden Weinen «temperiert» wurde. Aber zur Präzision: es waren vier Flaschen, nebst Mineralwasser (für 16 Personen)… Vor dem Aufbrechen gabs den obligaten Espresso und dann wollte jeder Teilnehmer sich mit dem berühmten Sundgauer Käskönig ablichten lassen. Bernari liess das mit freundlichstem Lächeln über sich ergehen. Und er war sich sicher, dass er so wieder neue Ambassadoren für ein handwerklich hervorragendes Produkt und eine gustative Zier jeder hohen Tafel gewonnen hat.

Dann gings wieder auf den Sattel - frisch gestärkt und bergab… Ziel: Das Gehöft von Roger in Lutter im schönsten Teil des Sundgaus. Dort hatte seine Frau unter der Laube hinter seinem Haus bereits die Tischchen mit allerlei Mundendem «pour grignoter» gedeckt. Nicht zu schweigen von gutem Crémant d’Alsace aus dem Hause Wolfberger aus Pfaffenheim und elsässischem Bier. Denn das Elsass ist eben so lange ein Bier-Land wie es ein Wein-Land ist - beides wurde von den Römern eingeführt. Dass Asterix und Obelix die Römer stets verhauen, statt zu loben, ist mir immer noch unverständlich…

So endete in Minne, in bester Laune und ohne einen Zwischenfall dieses «outdoor-training» zum Sundgauer Käskönig Bernard Antony, promoviert und angeführt von Peter - mit Schlusslicht Liliane an diesem schliesslich wunderschönen Sonntag, 16. Juni 2019. Wegen Unfalls halt erst jetzt für den Fitness-Mühlematt-Blog verfasst - dafür in bester Erinnerung.

Wäre doch eine Idee, so einen Ausflug zu wiederholen in der kommenden Saison, nein? Es muss ja nicht immer Käse sein - aber ohne einen Tropfen Elsässer wäre die Ausfahrt eine unverzeihliche Sünde! Wer ist dabei - Eure Mail nimmt gerne entgegen: Jürg unter blog@fitness-muehlematt.ch

PS: Bernard Antony hat vor Weihnachten 2019 ein Buch über Käse und Käse-Kultur herausgegeben. Fragt Monique - sie hat eines erworben, wofür sie extra nach Vieux-Ferrette gereist (geradelt???) ist. Bernari hat ihr sogar mit kalligrafischer Künstlerhand eine Signatur in den Buchdeckel gemalt…!!!

 

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(blog@fitness-muehlematt.ch)